Glossar


Allee: Eine für Brandenburg gültige Definition findet sich unter Fragen und Ant­worten. In der Praxis wird selten auf die Regel­mäßig­keit der Pflanzung abge­stellt, da be­kannt ist, daß die Mehr­zahl der Alt­be­stände starke Lücken auf­weist. Ebenso gelten auch Pflan­zun­gen an Feld­we­gen als Allee bzw. Baum­reihe, wäh­rend Baum­grup­pen in freier Land­schaft eher den Bio­top­typen „Baum­grup­pe“ oder „Feld­gehölz“ zu­ge­ord­net werden.

Borke: Äußerste, abgestorbene Schutz­schicht des Baums, wird ständig aus Rinden­gewebe nach­ge­bil­det. Da die Borke nicht mehr lebt, kann sie sich an den wach­sen­den Durch­messer des Stamms nicht an­passen. Bei den meisten Bäumen zeigt die Borke des­halb im Alter Risse, eini­ge Arten (Platane) rea­gie­ren, in­dem sie die zu eng ge­wor­de­ne Borke ab­stoßen.

Dendrologie: (Wortschöpfung aus dem Griechi­schen). Baum­kunde (oder rich­ti­ger: Gehölz­kunde). Lehre von den ver­hol­zen­den Pflan­zen als Teil­ge­biet der Bo­tanik.

ESAB: „Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäume“. Eine seit 2001 von der Forschungs­gesell­schaft für Straßen- und Ver­kehrs­wesen veröffent­lich­te und nach Protesten von Alleen­schützern mehrfach modifi­zierte Richtlinie zur Unfall­verhü­tung an Alleen. Wurde 2005 vom Bundes­verkehrs­mini­sterium für Bundes­straßen als ver­bindlich fest­ge­setzt, in den meisten Ländern darauf­folgend auch für Landes- bzw. Staats­straßen. Die ESAB empfehlen u.a. für Neu­pflan­zun­gen einen Sicher­heits­ab­stand der Baum­reihen zur Fahr­bahn von minde­stens 4,50 m. Die Wirk­sam­keit dieser Ab­stands­regelung bei der Ver­mei­dung schwer­wiegen­der Unfälle ist um­stritten.

Hybride (die), Bastard, Kreuzung: Durch geschlechtliche Fort­pflan­zung zweier ver­schiede­ner Arten (meist aus der­selben Gattung) ent­stan­de­ne Misch­form. Be­stimm­te Gattun­gen (Weide, Pappel) nei­gen von Natur aus zur Bil­dung von Hybri­den, was die klare Ab­gren­zung von Arten er­schwert und dazu führen kann, daß Arten (z.B. die Schwarz­pappel) selten in Rein­form zu fin­den sind. Darü­ber hin­aus ist es in der Pflan­zen­züch­tung mög­lich, na­tür­li­che Kreu­zungs­hem­mun­gen zu über­win­den. Hybriden tra­gen ein Kreuz im Art­namen (z.B. Tilia × euro­paea), das auch als „Kreuz“ (und nicht als „x“) ge­sprochen wird.

Kronenschluß: Enge Berührung, im Idealfall Verzah­nung der Kronen benach­barter und sich über die Straße hinweg gegen­über­stehender Allee­bäume. Durch den mangeln­den Raum bei engen Pflanz­ab­stän­den ent­ste­hen schlanke Baum­kronen, und das Höhen­wachst­um wird gefördert. Ein Schräg­wuchs kommt da­durch nur in Ex­trem­fällen zu­stande, meist hat Schräg­wuchs andere Ur­sachen.

Verkehrssicherungspflicht
und Lichtraumprofil

von Helge Breloer

Lichtraum:

Raum über und beid­seits der Fahr­bahn, der von an­gren­zen­der Be­bau­ung oder auch Baum­kro­nen frei blei­ben sollte.


Neophyten: Pflanzenarten, die erst seit der Renaissance in Mittel­europa ein­ge­bür­gert sind. Als Grenz­zeit­punkt gilt das Jahr 1492 (Ent­deckung des See­wegs zwischen Europa und Amerika), weil damals zum ersten Mal seit Unter­brechung der Land­brücke wie­der eine Ver­mischung der Floren­reiche bei­der Kon­ti­nen­te statt­fand.

Pflanzschema: Die räumliche Anord­nung der Bäume in beiden Allee­baum­reihen zuein­ander. Möglich­keiten sind: gegen­ständig (Bäume stehen sich direkt gegen­über) und wechsel­ständig (Bäume stehen sich auf Lücke gegen­über). Daneben gibt es sehr selten auch Pflanz­schema­ta, die zu­sätz­lich alter­nieren, d.h. bei denen inner­halb jeder Reihe die Baum­art perio­disch wechselt (z.B. 4 x Ahorn, 1 x Esche, 4 x Ahorn usw.)

Rinde: Im Gegensatz zum meist üblichen Sprach­ge­brauch nicht die äußer­ste Schicht des Baums (Borke) son­dern das darun­ter­lie­gen­de leben­de Ge­webe. Es ist für den Trans­port or­ga­ni­scher Nähr­stoffe inner­halb des Baums, vor allem in die Wur­zeln, zu­stän­dig. Zwischen Rinde und ei­gent­li­chem Stamm­holz liegt das Kam­bium (auch: Cambium), eine hauch­dünne Schicht, die stän­dig Holz­ge­webe nach innen und Rin­den­ge­webe nach außen nach­bil­det. Hier fin­det das Dicken­wachs­tum des Baums statt.


Symbiose: Wechselbeziehung zwischen Organismen zum gegenseitigen Vorteil.

vegetative Vermehrung: Vermehrungsstrategie bei Pflan­zen, bei der ein neuer Or­ga­nis­mus aus der El­tern­pflan­ze oder ab­ge­trenn­ten Teilen von ihr wächst. Eine Ab­gren­zung der „alten“ und „neuen“ Or­ga­nis­men von­ein­an­der ist aller­dings nicht sinn­voll, da sie ge­netisch iden­tisch sind. Der Vor­teil der ve­ge­ta­ti­ven Ver­mehrung liegt darin, daß neue Lebens­räume schnell be­siedelt wer­den können und die kri­ti­sche Phase der Samen­keimung über­sprun­gen wird, was be­son­ders in un­wirt­li­cher Um­gebung die Über­lebens­chancen er­höht. Ihr Nach­teil be­steht darin, daß keine Neu­kom­bi­na­tion der Erb­an­la­gen statt­fin­det: Für evo­lu­tio­nä­re Ver­än­derun­gen ist ge­schlecht­li­che Fort­pflan­zung not­wendig.

Vitalität: Lebenskraft. In der Dendrologie das Vermögen eines Baums, im Rahmen seiner art­typi­schen Wuchs­form Zu­wachs zu bilden und am Leben zu er­hal­ten. Die aktu­elle Vitali­tät ist am Zu­stand von Be­lau­bung, Blüten und Knospen er­kenn­bar, lang­fristi­ge Schwächun­gen äußern sich in Wuchs­störun­gen und im Ab­ster­ben von Kro­nen­teilen. Bei Kar­tierun­gen von Straßen­bäumen und auch in der Forst­wirt­schaft werden meist Vitali­täts­skalen (z.B. von 1 = gesund bis 5 = tot) ver­wen­det, es gibt jedoch da­für keinen all­ge­mein ver­bind­lichen Standard.

Zwiesel: Verzweigung eines Baumstamms in zwei gleich­be­rech­tig­te Haupt­äste. Evo­lu­tions­ge­schicht­lich ist der Zwie­sel ein ver­alte­tes Mo­dell; seit dem Tertiär wei­sen die meisten hö­he­ren Pflan­zen eine hierar­chi­sche Ver­zwei­gung (durch­gehen­de Haupt­achse mit unter­ge­ord­ne­ten Seiten­ästen) auf. Manche Arten nei­gen aber zu „Rück­fällen“. Nicht alle, aber be­stimm­te Zwie­sel sind Schwach­punk­te in der Baum­statik.




www.baumfuchs.de > Glossar