Die Linde ist der eigentliche Charakterbaum mitteleuropäischer Kulturlandschaft und in unzähligen Straßen- und Ortsnamen verewigt. Alte Linden schlagen die Brücke zu unseren Vorfahren, bis zurück ins Mittelalter. Nur: Vor wievielen Gasthäusern „Zur Linde“ existiert heute tatsächlich noch ein solcher Baumveteran?
Zwei Arten sind bei uns heimisch, sie unterscheiden sich äußerlich nicht allzu sehr:
Die Winterlinde (Tilia cordata) ist im Wald eher selten zu finden, ihr eigentliches Verbreitungsgebiet sind die Städte, Dörfer und Straßen. Für Alleen wird meist diese Art bevorzugt. Die großblättrige Sommerlinde (Tilia platyphyllos) ist eher als Park- und Solitärbaum gebräuchlich. Beide Arten lassen sich auch kreuzen, darüber hinaus gibt es Zuchtvarianten, vor allem kleinkronige für den Einsatz als Lückenfüller im modernen Städtebau – nicht immer zum Vorteil der Würde des Baums.
Lindenalleen sind hell; es sind Lichtbäume, die viel Sonnenlicht brauchen und durchlassen. Sie können sich an verschiedenste Standorte anpassen, sind allerdings nicht allen Umwelteinflüssen gewachsen: Salz vertragen sie eher schlecht. Speziell für städtische Grünanlagen wurde von unseren Vorfahren die Kaiserlinde (Tilia × europaea 'Pallida') gezüchtet. Sie gilt als besonders robust – offensichtlich gab es schon im Kaiserreich Probleme mit Luft- und Wasserverschmutzung.
Gelegentlich
findet man auch die Silberlinde (Tilia
tomentosa) an Alleen. Sie ist keine heimische Art und
wurde eine Zeitlang verdächtigt, durch Giftstoffe
das sogenannte Hummelsterben zu
verursachen; eine Vermutung, die inzwischen
widerlegt ist. Nach neueren Forschungen sterben
die Hummeln unter den besonders spät blühenden
Silberlinden an Entkräftung durch Nährstoffmangel,
auch wenn sie die vermeintlich rettende Quelle schon
erreicht haben. Ein auch Ende Juli noch ausreichendes
Angebot an Blütenpflanzen in Gärten und
Agrarlandschaft würde das Problem wahrscheinlich
lösen.
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