Chemisch bedingte Schäden

Tausalz

Der für Alleebäume derzeit bei weitem bedroh­lichste Stoff ist Tausalz. Das mag unwahr­schein­lich klingen, da es sich dabei um ordi­näres Koch­salz (Natrium­chlorid) oder die chemisch eng ver­wand­ten Sub­stan­zen Kalium­chlorid oder Magne­sium­chlorid handelt. Aber die Menge macht, daß ein Ding Gift ist oder nicht.

Pflanzen können im Gegensatz zu Tieren und Menschen mit Natrium nichts an­fan­gen, und ge­gen­über Chlorid-Ionen – auch wenn Chlor als Spuren­ele­ment zu den Pflanzen­nähr­stoffen zählt – sind sie bei größe­rer Menge empfind­lich.

Ein­mal in die Blätter trans­por­tiert, ruft der Stoff Welke­erschei­nun­gen hervor, die sich vom Rand zur Mitte hin aus­brei­ten. Der Fach­begriff dafür ist: Blatt­rand­nekrosen. Oft werden die Blätter infolge der Ver­gif­tung vor­zeitig ab­ge­wor­fen, die nach­fol­gend gebildete Be­lau­bung ist kleiner und spär­licher, und nach mehr­jähri­ger Ex­posi­tion sterben die Trieb­spitzen, einzelne Kronen­teile und im Ex­trem­fall der ganze Baum ab.

Tausalz: Pflanzen­physio­lo­gie
von Rudolf Behm

Salz be­ein­träch­tigt auch die Was­ser­auf­nah­me an den Baum­wur­zeln und kann die Struk­tur des Bo­dens ver­schlech­tern. Je­doch soll­te man Blatt­rand­ne­kro­sen nicht als trocken­heits­be­ding­te Welke­er­schei­nun­gen fehl­inter­pre­tie­ren: Bei Wasser­man­gel ver­dorrt die Blatt­fläche gleich­mäßig.


Asym­metri­sche Ver­tei­lung von Salz­schä­den an einer Allee in Sach­sen (B 182 nörd­lich von Tor­gau), ver­mut­lich her­vor­ge­ru­fen durch un­ter­ir­di­sche Schich­ten­was­ser­strö­mung ins (im Bild rechts) be­nach­bar­te Elb­tal. Der Effekt ist auf einer Strecke von fast 20 km zu be­ob­ach­ten.


Tausalz verbleibt – ob­wohl an sich leicht lös­lich – einige Jahre im Bo­den und kann auch Be­rei­che konta­mi­nie­ren, die etwas wei­ter vom Straßen­rand ent­fernt sind. Allee­pflan­zun­gen in größe­rem Ab­stand sind also nicht un­be­dingt ent­lastet; viel hängt davon ab, welchen Weg das salz­hal­ti­ge Schmelz­was­ser beim Ab­fließen und auch später im Boden nimmt.

Andere Schadstoffe

Ganz ähn­liche Wirkung wie Tausalz zeigt Ammoniak, ein für Pflan­zen stark gifti­ges Gas, das in Bio­gas­an­la­gen ent­steht und über­all, wo mit Gülle ge­wirt­schaf­tet wird – also haupt­säch­lich im Um­feld von großen Stall­an­la­gen. Aller­dings ist die Schad­wir­kung hier räum­lich stark be­grenzt, da sich die Emis­sio­nen an der Luft schnell ver­dünnen. Die Ge­fähr­lich­keit des Stoffs ist aber er­kannt worden; mittler­weile sind für ammoniak-emittieren­de Betriebe spezielle Ge­nehmi­gungs­ver­fah­ren nach dem Bundes­immissions­schutz­ge­setz vor­ge­schrie­ben.

Auch Herbi­zide, durch Wind­ab­drift von Äckern ver­brei­tet, können Allee­bäume schä­di­gen.




Physische Schäden



www.baumfuchs.de > Baumschäden > Chemische Schäden